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Nachgefragt... Was macht Julian Oh?

Heute sprechen wir mit unserem Kollegen Julian Oh, Explosionsschutz-Befähigter bei Menzel Elektromotoren.

In unserem zweiten Interview der Formatreihe „Nachgefragt…“ sprechen wir mit Julian Oh zu seiner frisch erlangten Qualifizierung als Explosionsschutz-Befähigter. Wir möchten erfahren, was genau hinter dieser Qualifizierung steckt, wie Explosionsschutz bei Motoren funktioniert und was Julian Ohs konkrete Aufgaben in diesem Kontext sind. 

Das Interview-Format „Nachgefragt…“ wächst stetig. Es gibt Ihnen nach und nach Einblicke in die Berufsfelder und die Expertise der „MENZEL-Menschen“.

Julian Oh, Befähigte Person für Explosionsschutz

Julian Oh, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer EX-Schutz-Befähigung! Bevor Sie uns erklären, was Sie dank dieser Qualifizierung nun tun können: Was ist eigentlich gemeint mit „EX-Schutz bei Motoren“?

„Ex Schutz bei Motoren“ meint grundsätzlich den Schutz von Motoren, die in einer explosionsgefährdeten Umgebung zum Einsatz kommen. Zum Beispiel: Ein Kohlemühlenantrieb, der ein Kohlekraftwerk mit fein gemahlener Kohle versorgt, um diese anschließend effizient verbrennen zu können: Gemahlene Kohle setzt sich als leitfähiger Staub auch auf den Schleifringen und Bürsten eines Motors ab. Dadurch entstehen Funken und es kann zu einer Explosion kommen

Wenn wir bei MENZEL von „Ex-Schutz bei Motoren“ sprechen, meinen wir in der Regel große Motoren, die zum Antrieb in einer Industrieanlage benötigt werden. Denn diese stellt unser über 90-jähriges, global agierendes Familienunternehmen für Kunden in diversen Branchen her. Bei explosionsgeschützten Motoren fokussieren wir uns aktuell auf Motoren im Gas- und Staubumfeld.

Motoren können also Ursache dafür sein, dass sich im Raum beispielsweise vorhandenes Staub- oder Gasgemisch entzündet und eine Explosion herbeiführt. Wie wird das verhindert?

Im Vorfeld erfolgt eine Risikobewertung. Dabei gibt es verschiedene Explosionsschutz-Kategorien bzw. definierte Gefahrenstufen, die dem Motor zugeschrieben werden. Das Kennzeichnungssystem im Explosionsschutz ist wirklich komplex. Es gibt z.B. die Gerätegruppe, Gerätekategorie, den Geräteschutz, die Temperaturklasse, etc. an. Unser Kunde, Betreiber der Industrieanlage, gibt vor, welche Schutzklasse der gewünschte Elektromotor aufweisen soll. Die Firma MENZEL als Hersteller des Motors bestätigt wiederum, dass der neu gefertigte Motor alle Bedingungen für die erwünschte Schutzklasse erfüllt.

Und wie wird nun eine Explosion verhindert? Also das Thema ist wirklich sehr komplex; ich hole etwas weiter aus, ohne jetzt aber zu sehr in die Tiefe zu gehen. Grundsätzlich gilt: Für eine Explosion müssen folgende drei Faktoren zusammenkommen:

  • Sauerstoff
  • Ein brennbarer Stoff
  • Zündquellen

Um eine mögliche Explosion zu verhindern, gibt es den Primären, Sekundären und Tertiären Explosionsschutz.

Der Primäre Schutz zielt darauf ab, die brennbaren Stoffe oder den Luftsauerstoff zu ersetzen oder deren Mengen so zu verringern, dass die Bildung eines explosionsfähigen Gemisches ausgeschlossen werden kann. Auch das Geringhalten einer Staubschicht durch Putzen zählt z.B. zum Primären Schutz.

Wenn der Primärschutz nicht ausreicht oder erfüllt werden kann, greifen Sekundärschutz-maßnahmen. Dafür werden mögliche Zündquellen identifiziert und bewertet und es ist die Unterteilung in sog. „Zonen“ nötig. Auch werden die Häufigkeit sowie Dauer des Auftretens einer möglichen Explosion festgestellt und daraus dann ganz konkrete Schutzmaßnahmen für den Bau des Motors abgeleitet.

Wenn die Primären und Sekundären Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, müssen zusätzliche Maßnahmen getroffen werden. Beispiele für den Tertiären Explosionsschutz sind: der Motor wird druckfest gebaut, es werden Berstscheiben verbaut, der Motor wird vor dem Start gespült, u.v.m.

Und Sie kommen dann ins Spiel, um die Einhaltung der nötigen Schutzmaßnahmen zu überprüfen, richtig?

Ja genau, ich als „Ex-Schutz-Befähigter“ kenne die Normen, die einzuhalten sind und überprüfe, ob sie erfüllt werden. Im Idealfall kann ich dann zertifizieren, dass der Motor konform der gewünschten Schutzklasse gefertigt wurde.  Oder ich lege genau dar, was noch seitens der Fertigung erfüllt werden muss, um den Explosionsschutz bestätigen zu können.

Und wie kam es dazu, dass genau Sie nun „Ex-Schutz-Befähigter“ sind?

Soll ich ganz ehrlich sein? Ich wurde gefragt, ob ich es mir vorstellen kann, bin erstmal in den Urlaub gefahren und als ich wieder kam, hatte ich die Anmeldung zur Schulung auf dem Tisch (lacht).

Und die ausführlichere Antwort: Da wir bei MENZEL explosionsgeschützte Motoren anbieten, muss natürlich auch sichergestellt sein, dass die dafür zuständigen Mitarbeitenden immer auf dem aktuellen Wissensstand sind, was Technik und Normen betrifft. Diese nachvollziehbare Vorschrift muss der Hersteller einhalten, indem er seine verantwortlichen Mitarbeitenden hinsichtlich Ex-Schutz kontinuierlich schult bzw. schulen lässt. Deshalb habe ich jetzt diese Qualifizierung durchlaufen.

Davor hat das bei uns ein geschätzter externer Kollege gemacht, in dessen Fußstapfen ich nun trete. Ich verantworte bei MENZEL schon seit einigen Jahren die sog. Technische Dokumentation, die an der Schnittstelle von Vertrieb und Fertigung steht. Deshalb hatte ich schon lange eng mit unserem Explosionsschutzbeauftragten zusammengearbeitet: Wenn er etwas bemängelt hat, habe ich gemeinsam mit den Kollegen Wege gesucht – und gefunden - das „auszubügeln“. So ist mir die Materie schon seit vielen Jahren vertraut.

Was ist denn das besonders Spannende und was das Herausforderndste an dieser neuen Aufgabe für Sie?

Das Spannendste und gleichzeitig auch das Herausforderndste ist, dass jeder Motor – und somit jeder Ex-Schutz-Prüfvorgang - anders ist, da wir bei MENZEL für unsere Kunden maßgeschneiderte Motoren fertigen. Das heißt konkret: Wir entwickeln  nicht ein bestimmtes Motormodell, das wir uns vom TÜV einmal zertifizieren lassen und dann in Serie produzieren. Vielmehr ist jeder Motor ein Einzelstück, hat z.B. eigene erforderliche Zusatzanbauten oder Temperaturbedingungen, die beachtet werden müssen – und eben auch individuelle Explosionsschutz-Anforderungen, um als Antrieb verlässlich und risikoarm für den Kunden zu funktionieren.  

Und welche Qualifizierung steht als nächstes bei Ihnen an?

Erstmal habe ich vor allem das Ziel, beim Ex-Schutz dranzubleiben. Außerdem gehe ich das Thema Arbeitsschutz weiter an und möchte mich hierzu auf Landesebene zur „amtlich befähigten Person“ zertifizieren lassen. Privat steht der Bootsführerschein für 2023 auf dem Plan. 

Dann wünschen wir gutes Gelingen!

Interview: Lisa Ernsting; Datum: 22.12.2022

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